5 vergessene Fernsehfilme :: Manuel Weisshaar

5 vergessene Fernsehfilme

Britannic, Spionagedrama (GB/D, 2000)

V, die Gouvernante einer wohlhabenden Botschaftergattin, verliebt sich 1916 an Bord des zum Lazarettschiff umgebauten Luxusdampfers Britannic in den katholischen Kaplan R. Beide spielen ein doppeltes Spiel: V arbeitet für den britischen, R für den deutschen Geheimdienstes. V gelingt es schließlich, R zu enttarnen, sie kann aber nicht verhindern, dass er mithilfe von Äther ein Loch in den Kohlenbunker sprengt. Das Schiff beginnt zu sinken. Während des Untergangs retten sich V und R mehrfach gegenseitig das Leben und gestehen einander schließlich ihre Liebe. V wird gerettet und sieht mit allen anderen zu, wie die Britannic im Meer versinkt. R stirbt, als das Rettungsboot, in dem er sich befindet, von der noch laufenden Schiffsschraube zerfetzt wird.

Bewertung der Fernsehzeitschrift „Auf einen Blick“:

scale-drei

Das Biest vom Bodensee, Horror-Thriller (D, 1999)

Während eines geheimen Forschungsexperiments in einem Hochsicherheitslabor in Überlingen entweicht ein genetisch veränderter Molch durch die Kanalisation in den Bodensee. Der Organismus entpuppt sich als anpassungsfähig und aggressiv: Es dauert nicht lange, und erste Meldungen über mysteriöse Todesfälle am See häufen sich. Der Vorstandsvorsitzende des Basler Chemiekonzerns, das die Experimente durchführen ließ, spielt das Geschehen herunter und weist jede Verantwortung von sich. M, ein dort angestellter Genforscher, der vor der Durchführung des Experiments gewarnt hatte, erkennt dagegen als einziger die tödliche Gefahr für die süddeutsche Bevölkerung: Er bittet seine Ex-Frau E um Hilfe, die ihren Beruf als Wissenschaftlerin aus ethischen Gründen aufgegeben hat und nun in Litzelstetten ein Camp für Jugendliche leitet. Beiden wird klar, dass sie die Kreatur töten müssen, bevor sie die Fortpflanzungsreife erreicht. Beim Versuch, sie in der Abwasserkanälen unter Konstanz in eine Falle zu locken, wird M von der Kreatur zerfleischt, ehe es E gelingt, sie in Brand zu stecken.

Bewertung der Fernsehzeitschrift „Auf einen Blick“:

scale-eins

Butzelmann, Thriller (D, 2001)

Eine Woche lang besucht der ehemalige Kriminalkommissar B seine geistig beeinträchtigte Halbschwester in einer Pflegeeinrichtung am Steinhuder Meer. Vor einigen Jahren hat ein Querschläger aus Bs Dienstwaffe sie bei einem missglückten Einsatz in den Kopf getroffen und zu einem Pflegefall gemacht. B leidet seither an Depressionen. Im Heim freundet er sich mit U an, einem zurückgebliebenen Mann in seinen Fünfzigern, dessen kindliche Fröhlichkeit B zum Lachen bringt. Zusammen reden sie über Fußball, Pferde, die Liebe und alte Fernsehsendungen, spielen Brettspiele, schieben sich Bälle zu im Garten. Irgendwann erfährt B, dass U lange verdächtigt wurde, der „Amokläufer von Colmar“ zu sein, der vor fünfunddreißig Jahren ohne erkennbares Motiv sechs Menschen ermordete und nie gefunden wurde. B beschafft sich aus Neugierde von einem ehemaligen Kollegen, der ihm einen Gefallen schuldet, alte Akten des Falls. Unter dem Vorwand, seine Schwester besuchen zu wollen, hält er sich nun regelmäßig im Heim auf. Schnell gelangt er zur Überzeugung, dass U nur scheinbar geistig umnachtet ist. B wittert die Chance auf Rehabilitierung und versucht, ihm mit suggestiven Fragen ein Geständnis zu entlocken: Konfrontiert mit seiner Vergangenheit, steigen in U verworrene, verwischte Erinnerungen empor, die sich zu einer bizarren Weltwahrnehmung verdichten, zusammengesetzt aus Abenteuer- und Actionfilmen, Märchen- und Kinderbuchmotiven. Bald verschwindet in der Nähe des Heims eine Joggerin, wenig später Bs Schwester. B glaubt zu wissen, wer dafür verantwortlich ist: Er nimmt U mit auf einem Spaziergang, überwältigt ihn und bringt ihn in eine alte Scheune. Mit vorgehaltener Pistole versucht er von U etwas über den Verbleib seiner Schwester zu erfahren. Eine Nachlässigkeit Bs ermöglicht U jedoch, sich zu befreien: Er erschießt B, irrt herum, erschießt zwei weitere Menschen und verschwindet in den Wäldern. Er wird nie gefunden.

Bewertung der Fernsehzeitschrift „Auf einen Blick“:

scale-vier

Apokalypse Eis, Katastrophenfilm (D/US, 2004)

Im Jahr 2011 kollidiert ein Komet mit einem Astereoiden, verändert seine Flugbahn und droht, die Erde für immer zu zerstören. Nach einem gescheiterten Versuch, die Flugbahn des Kometen mit einem Mikrowellenstrahl zu beeinflussen, stürzen abgelöste Brocken des Himmelskörpers über der russischen Taiga ab. In den Monaten darauf wird infolge drastischer Klimaveränderungen die gesamte Nordhalbkugel unter Schnee- und Eismassen begraben. Die Überlebenden finden Zuflucht in Nordafrika, wo dreieinhalb Jahre später Tanger zur Hauptstadt der Neuen Vereinigten Staaten geworden ist. Hier kommt der amerikanische Elitesoldat T einer Verschwörung auf die Spur: Offenbar haben abtrünnige Militärs den Satelliten (der einst den Kometen vergebens mit Mikrowellenstrahlung beschoss) zu einem Waffensystem weiterentwickelt, das nun – von einem Berliner Forschungslabor aus gesteuert – die überlebende Menschheit bedroht. Gemeinsam mit der jungen Wissenschaftlerin B, die in einem früheren Entwicklungsstadium an dem Satellitenprojekt beteiligt war, und einem Team von Elitesoldaten schlägt sich T nach Berlin durch. Die Stadt gleicht einer eisigen, lebensfeindlichen Todeszone: Die Außentemperatur beträgt -53 Grad Celsius. Als sie das unter Schneemassen begrabene Brandenburger Tor erreichen, wird die Gruppe von Unbekannten beschossen. Sie flieht in einen U-Bahn-Schacht, wo sie überraschend auf eine Gemeinschaft versprengter Überlebender der Klimakatatrophe stoßen, die im Reichstagsgebäude lebt und vom ehemaligen Innenminister der Bundesrepublik angeführt wird. Die Mitglieder der Gemeinschaft sind von Kälte verunstaltet: Die Haut in ihren Gesichtern ist blauschwarz und abgestorben, überzogen mit einer schrundigen Kruste aus Frost und Eis. Als hätten die widrigen äußeren Bedingungen eine innere Auskühlung zur Folge gehabt, erscheinen sie vollkommen gefühllos. Nach einem beunruhigenden, philosophisch anmutenden Gespräch mit dem von Frostbeulen schrecklich entstellten Innenminister erfährt T, dass der Satellit Marokko ins Visier genommen hat: Es bleiben nur noch 48 Stunden Zeit, um den Tod von Millionen von Menschen zu verhindern. In der Folge kommt es zu verwirrenden, kurzfristigen Allianzen, bei denen sowohl geopolitische als auch persönliche (sowie ethische) Gründe eine Rolle zu spielen scheinen. Schließlich gelingt es T und B, zunächst die verräterische Elitesoldatin S, den abtrünnigen Colonel D und zuletzt den verrückt gewordenen Innenminister – der als Anführer einer neuen, kälteresistenten Spezies die gesamte Nordhalbkugel erobern möchte – zu töten. Gemeinsam entdecken sie das Labor, von dem aus sich der Mikrowellenstrahl steuern lässt: B modifiziert ihn und lässt damit die vereisten Gebiete beschießen, die auf diese Weise in naher Zukunft wieder auftauen sollen. Die beiden kehren nach Nordafrika zurück und haben Sex im Schatten von Dattelpalmen.

Bewertung der Fernsehzeitschrift „Auf einen Blick“:

scale-zwei

Rückwärtsdrall, Psychodrama (D/I, 2002)

Die aufstrebende deutsche Profitennisspielerin A bricht während eines Matchs völlig unerwartet auf dem Platz zusammen; nur mit Mühe kann ihr Leben gerettet werden. Noch im Krankenhaus erfährt sie, dass man sie mit illegalen leistungssteigernden Mitteln vergiftet hat und ihr australischer Trainer L spurlos verschwunden ist. Um sich von den Vorkommnissen zu erholen, zieht sich A in eine abgelegene Villa oberhalb des Gardasees zurück. In Rückblenden wird das Verhältnis zwischen L und A erläutert: Als Trainer war L streng, hart, belastete A bis zur physischen und psychischen Erschöpfung, doch der Erfolg gab ihm recht. Während es mit As Karriere steil bergauf ging, begann L immer mehr Aspekte ihres Lebens zu kontrollieren: Er bestimmte jedes Detail ihres Tagesablaufs, ihre Essens- und Schlafenszeiten, ihren Speiseplan, ihre Ausgaben, ihre sozialen Kontakte, sogar ihre Sexualpartner. A war kaum mehr als eine bloße Puppe, die an Ls Fäden hing. In der Einsamkeit des weitläufigen Hauses beginnt sie an Albträumen zu leiden, fühlt sich verfolgt. Winzige Details im Haus, glaubt sie, würden über Nacht verändert: Gegenstände, die gestern noch hier standen, stehen tags darauf an einer anderen Stelle; die Cornflakes sind plötzlich süß, die Bücher in den Regalen andere. Immer mehr steigert sich A in die Überzeugung hinein, dass sich L im Haus befinden muss. Nachdem die Polizei zum wiederholten Male ergebnislos das Grundstück durchsucht hat, wird sie von den örtlichen Beamten nicht mehr ernst genommen. In Deutschland wird die Geschichte mit der Vergiftung zudem zunehmend angezweifelt: Die Boulevardpresse zeigt sich überzeugt, dass A selbst die leistungssteigernden Mittel genommen hat. Eines Abends flieht A ins italienische Hinterland, schläft im Auto, irrt orientierungslos herum. Schließlich erleidet sie einen Zusammenbruch in einem Fischrestaurant. Der junge Koch P, ein Einwanderer aus Algerien, der im Keller des Restaurants lebt, päppelt sie auf, kümmert sich um sie, erlangt langsam ihr Vertrauen. A verbirgt ihre wahre Identität vor ihm. Gemeinsam verbringen sie unbeschwerte Tage: Sie hilft im Restaurant aus, sie fahren ans Meer, sie schlafen miteinander. Zum ersten Mal seit Jahren fühlt A sich frei. Nach einem Monat gesteht P ihr seine Liebe. A verrät ihm nun, wer sie wirklich ist. Sie kann nicht verhindern, dass der aufgebrachte P zum Haus in den Bergen fährt, um L dort zu stellen. Als er nicht zurückkehrt, durchsucht die Polizei auf As anonymen Anruf hin abermals das verwachsene, hangabwärts geneigte Grundstück. Sie findet Ps Leiche. A wird nun polizeilich gesucht und muss untertauchen; sie flieht zunächst nach Sizilien, setzt dann mit einer Fähre über nach Algerien: Sie will nach Tunis, wo Ps Familie lebt. Während der Überfahrt liest sie in einer Zeitung, dass man ihren ehemaligen Tennislehrer L tot aufgefunden hat: Sein Wagen sei nahe des Gardasees bei überhöhter Geschwindigkeit von der Straße abgekommen. A wirft die Zeitung in einen Mülleimer, dann schaut sie lange hinaus aufs Meer.

Bewertung der Fernsehzeitschrift „Auf einen Blick“:

scale-drei